Forschungsstipendium IUG · 2024

Daniel Wolter: Die Umweltbewegung der DDR. Eine medienökologische Perspektive

Volker Döring, Waldsterben, s/w Fotografie, 1980er-Jahre, © Robert-Havemann-Gesellschaft/ Volker Döring

Das Forschungsprojekt verknüpft medienwissenschaftliche und künstlerische Ansätze zu einer Untersuchung von unterschiedlichen Bildgruppen aus dem Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft, welche im Bezug zur Umweltbewegung der DDR stehen. Das Archivgut wird dabei medienökologisch beforscht, wodurch etwa auch die erweiterte Materialität der jeweiligen Medien in den Blick genommen wird. Eine solche Perspektivierung kann den medialen Kontext einzelner Bilder und Bildgruppen erweitern: Die Fotografien zeigen dann etwa nicht mehr nur, wie sich Umwelt ins Medium der Foto-grafie einschreibt (durch den Prozess des Fotografierens), sondern zugleich zeugen sie von ökologi-schen Prozessen, bei denen sich Medien selbst – im Zuge ihrer industriellen Herstellung – in die Um-welt einschreiben (z.B. wenn aus der Filmfabrik Bitterfeld-Wolfen chemische Rückstände in umliegen-de Gewässer geleitet wurden).
Die Beobachtungen der (mehrheitlich männlichen) Fotograf*innen werden auf ihre impliziten Vorstel-lungen von Natur und Umwelt hin befragt: Welche Wahrnehmung von Umwelt zeigt sich in den Bil-dern? Inwiefern ist ein dualistisches Verständnis von Kultur und Natur dabei prägnant? Welche For-men ökologischen Denkens zeigt sich in den Bildern?
Über einen künstlerisch-forschenden Zugang wird das Archivgut zusätzlich als ästhetisches Material re-fokussiert und aus seinen institutionellen Zusammenhängen herausgelöst: In eigenen Bildzusam-menstellungen und Gegenüberstellungen wird ein zeitgenössischer Blick auf die Bestände entwickelt. Welche ästhetischen, ökologischen und politischen Erkenntnisse lassen sich erst heute aus dem Ma-terial gewinnen?

Beteiligte
Daniel Wolter

Daniel Wolter reichte 2023 im Fachbereich Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar seine Promotionsarbeit Sensing Fields. Die Kybernetisierung von Naturwahrnehmung am Beispiel des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin ein. 2011 machte er ein Diplom in Textil- und Flächen-Design an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo er anschließend bis 2012 Meisterschüler bei Prof. Tristan Pranyko im Fachbereich Experimentelles Gestalten war. Ein Gastsemester verbrachte er 2008 an der Estnischen Kunstakademie zu Tallinn. Seine künstlerischen Arbeiten waren 2023 in einer Einzelausstellung im Humussphärenreservat, Stallmuseum, Groß Fredenwalde (Brandenburg) zu sehen. Daniel Wolter wurde mit zahlreichen Stipendien ausgezeichnet, darunter vom DAAD im Rahmen der Programme „Go East“ (2008) und „IPID4all“ (2017). Im Rahmen der Programme „Ars Bioarctica“ (2017) und „Migrating Art Academies – MigAA“ (2014-2017) absolvierte er mehrere Residenzaufenthalte unter anderem in Finnland, Litauen und Italien. Er erhält 2024 das Forschungsstipendium des GUI für das Projekt Die Umweltbewegung der DDR. Eine medienökologische Perspektive.